Der Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit von Frauen im deutschen Rugby zu erhöhen. Deswegen stellen wir euch in unserer „Portrait-Serie“ tolle und starke Frauen vor, die Rugby in Deutschland ein Gesicht gegeben haben.

Anlässlich ihres 27. Länderspiels – und leider auch ihrem letzten Rugby-Spiel – machen wir den Anfang mit Ninja Duri. Einen Tag nach dem Spiel gegen die British Army haben wir mit Ninja gesprochen:

Ninja, du bist super fit. Warum hörst du mit dem Rugbyspielen auf?

Im November 2016 wurde ein Bandscheibenvorfall bei mir festgestellt. Der erlaubt es mir leider nicht weiter zu machen.

Was wirst du am Rugbyspielen am Meisten vermissen?

Auf jeden Fall den Teamgeist, den unbeschreiblichen Teamspirit, dass man im Training vom Alltag abschalten kann, die Menschlichkeit, die Körperlichkeit, das harte Training, der Thrill auf dem Spielfeld. So vieles…

Das Tolle am Rugby ist, dass man dadurch überall Anschluss findet, egal in welchem Land. In England habe ich bei einer Herrenmannschaft mittrainiert, in Malta durfte ich mit einer Mannschaft gleich zu einem Vier-Länder-Turnier fahren. Das passiert dir nicht so leicht in anderen Sportarten. Du hast überall deine Rugbyfamilie.

Wie bist du damals, vor über zwanzig Jahren, zu diesem Sport gekommen?

Ich komme eigentlich aus der rhytmischen Sportgymnastik, so richtig klassischer Frauensport mit rotem Samtanzug. Wir waren eine Gruppe, welche zusätzlich noch Jazzgmynastik und zwei Leichtathletikdisziplinen zusammen trainiert hat. Unserer damaliger Trainer war gleichzeitig Herrentrainer der Rugbymannschaft in Geesthacht. Er wollte dann eine Jugendmannschaft gründen. Wir sind dann alle zum Rugby gegangen. So war die erste Frauenmannschaft bei den Geesthacht Harlekins geboren.

Außerdem war ich bis über beide Ohren total verknallt in einen der Herrenspieler und dachte, dass das Herantasten über den Vollkontaktsport ganz zuträglich ist. Dem war auch so…

In welchen Vereinen hast du bisher gespielt?

Geesthacht und St. Pauli. St. Pauli habe ich in Braunschweig auf einem Turnier getroffen und da kam der damalige Trainer Ralph Paukstat auf mich zu und fragte mich, ob ich bei Pauli spielen möchte.

Zwei Wochen später habe ich dann meine Tasche gepackt und bin zur Saarlandstraße gefahren. Zu Beginn habe ich 7er Rugby bei Geesthacht und 15er Rugby bei Pauli gespielt. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich intensiver Rugby spielen wollte und ab da habe dann nur noch für Pauli gespielt.

Auf welcher Position hast du angefangen?

Bei meinem ersten Spiel für Pauli stand ich mit zitternden, nervösen Knien auf der Ecke und habe auf den Ball meines Lebens erwartet. Es war eine großartige Zeit. Ich habe unglaublich gerne Ecke gespielt. Es ist eine tolle Position, weil man sich sehr intensiv in das spiel einbringen kann und wie beim 7er viele 1:1 Situationen hat. Entweder brillierst du oder du hast deine Chance verpasst. Das hat mich immer sehr gereizt an dem Sport.

Und welche Position hast du am liebsten gespielt?

Immer die, die bei mir auf dem Trikot stand.

Eben sagtest du, du hast bei deinem ersten Spiel auf den Ball deines Lebens gewartet. Was war denn DER Ball deines Lebens?

Was großartig war, war ein Meisterschaftsspiel gegen den SCN im Millerntor.Wir haben schon in der ersten Halbzeit hoch geführt. Es war ein hart umkämpftes Spiel vor großer Kulisse, es war richtig viel Remmidemmi im Stadion (für ein Frauenendspiel) und da konnte ich den Ball über die Verteidigung rüberchippen und habe daraus einen Versuch abgelegt. Das war schon echt cool.

Was war dein größter Sieg und was deine größte Niederlage?

Da fange ich lieber mit der bittersten Niederlage an. Das war 1999 an der Saarlandstraße vor 450 Zuschauern.Selbst mein damaliger Deutschlehrer ist zu diesem Spiel gekommen, viele Schulfreunde waren da, Bengalos wurden gezündet. Das Spiel war auf Augenhöhe und in der letzten Minute haben wir in der gegnerischen 22 den Ball aus dem Gedränge verloren. Der Gegner lief auf unser Malfeld zu und unsere Verteidigung hat aufgegeben. Sie hat die gegnerische Spielerin nicht daran gehindert unter den Malstangen abzulegen. So konnten die Gegner das Spiel mit der dadurch verwandelten Erhöhung für sich entscheiden. Das hat mich aber nur weiter bestärkt und mich gelehrt, dass man bei diesem Sport um jeden Meter kämpfen muss. Man darf nie aufgeben, weil es immer eine Chance gibt. Das hat mich schon sehr geprägt.

Dazu kam, dass Ralph Paukstat an diesem Spieltag auch als Trainer zurückgetreten ist. Das war doppelt emotional.

Und der größte Sieg?

Ach, das weiß ich nicht. Wir haben danach unheimlich viele tolle Meisterschaften gewonnen. Die 7er-EM in Hannover war großartig. In Dendermonde wurden wir Turniersieger. Das war auch richtig spitze. Dort wurde ich auch als Spielerin geehrt.

Du bist ein Idol für viele Rugbyfrauen in Deutschland. Hattest du ein Vorbild, als du angefangen hast Rugby zu spielen?

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich glaube, abgeleitet von meinem privaten Leben, gab es nie eine Person, sondern eher mehrere Menschen, die meinen Weg immer begleitet haben. Menschen, von denen ich mir Sachen abgeschaut habe. Das waren meist Trainer oder Mitspielerinnen. Um nur einige Namen zu nennen: Petra Drachenberg und Nicola Jörn, welche beide mit einer koninuerlichen Leistung jahrelang Mitspielerinnen von mir waren. Die beiden gehörten auf jeden Fall zu den Menschen, die mich geprägt haben. Darunter auch Frank Nagel, Ralph Paukstat und Jens Michau…Es gibt wirklich viele Menschen, die einen motiviert haben.

Was wirst du jetzt tun, sportlich?

Eine gute Frage. So viel Zeit hatte ich noch nicht darüber nachzudenken. Eigentlich wollte ich mein Abschiedsspiel mit Pauli machen, aber es ist aufgrund der Wetterbedingungen leider ausgefallen. Das ich jetzt das Länderspiel als Kapitänin ausführen durfte war natürlich großartig.

Das Einzige, was ich sicher sagen kann ist, dass mir das Ende meiner Rugbykarriere das Herz brechen wird.

Gibt es etwas, was du jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben kannst?

Rugby formt den Charakter. Du kommst als Spielerin immer wieder in die Situation, dass du unter starker körperlicher Belastung eine mannschaftsdienliche Entscheidung treffen musst, obwohl du weißt, dass es gleich richtig weh tun wird. Das ist anstrengend und fordert einen immer wieder heraus.

Was wünscht du dir für das deutsche Frauenrugby?

Ein Wunsch von mir für das deutsche Frauenrugby ist, dass wir uns nicht mehr damit beschäftigen müssen, ob Frauen- und Männerrugby gleichgestellt sind.

Ich wünsche mir Unterstützung von der breiten Masse, nicht nur die Unterstützung auf  der Vereinsebene.

Außerdem sollten professionelle Trainingsmöglichkeiten für die Spielerinnen angeboten werden, um auf ein Leistungsniveau zu kommen, mit dem die deutschen Rugbyfrauen um die vorderen Plätze einer EM spielen können.

Wirst du dem Rugbysport neben dem Feld erhalten bleiben?

Ich kann ja nichts anderes.

img_2147m

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s