Die XVer-Nationaltrainer luden zum Stützpunkttrainer_innentreffen

Anders als unser Wortungetüm vermuten lässt ging es beim ersten Treffen der frisch ernannten Nationaltrainer Dirk Frase und Paul McGuigan mit den Vertreter_innen der Regionen wohl sehr kurzweilig und konstruktiv zu. Ganz im Sinne unseres Vereinszwecks unterstützten wir das Treffen, das Anfang Mai im Rugbymuseum in Heidelberg stattfand. Inhaltlich wurde intensiv über die Zukunft der XVer Nationalmannschaft und deren Verankerung in den unterschiedlichen Regionen gesprochen.

Soweit wir informiert wurden, soll ein Stützpunktsystem aufgebaut werden, das bereits durch viele Landesverbände unterstützt wird. Die Idee ist innerhalb der Regionen möglichst viele Spielerinnen trainieren und sichten zu können, um genau die Talente zu finden, welche die Mannschaft in den nächsten Jahren brauchen wird. Das klingt in unseren Ohren so als könnte sich mittelfristig eine vereinsübergreifende Struktur etablieren, innerhalb derer ambitionierte Spielerinnen fleißig trainieren und sich kontinuierlich verbessern können. Das halten wir auf jeden Fall für einen unterstützenswerten Ansatz!

Bei all dem fragen wir uns: wer ist denn schon dabei? Welche Landesverbände fehlen noch? Und am wichtigsten: Ist die Idee schon bei den Spielerinnen angekommen?

 

paul_mcG

Erfolgreicher Auftakt des DRF XV Pokal – Piratinnen schlagen NRW-Auswahl mit 17:0

Am vergangen Samstag (4.11.) fand der erste DRF XV Pokal Spieltag beim RFC Dortmund statt. Neben der NRW-Auswahl konnte ein vollständiges Piratenteam antreten. Mit insgesamt 15 Spielerinnen aus dem Osten (Dresden, Jena, Leipzig), Norden (Göttingen, Hamburg, Kassel) sowie Unterstützung der Division West (Aachen und Bochum) waren die Piratinnen erfreulich bunt gemischt. Bei bestem Wetter trainierten die beiden Teams mit jeweils 2 Trainern zunächst allgemeine Techniken sowie 15er spezifische Standardsituationen (Gedränge und Gassen). Die 4x20min konnte das Piratenteam letztlich mit 17:0 für sich entscheiden. Die für alle Beteiligten lehrreiche und unterhaltsame Veranstaltung wurde dann mannschaftsübergreifend in den gemeinsamen Abend übergeleitet.

Wir bedanken uns herzlich bei der Vorsitzenden des RFC Dortmund und NRW Vize Präsidentin der Frauen Jana Böttcher sowie ihren Helfer_innen vor Ort für die gute Zusammenarbeit und ihr bemerkenswertes Engagement für den DRF XV Pokal!

Einen ausführlichen Veranstaltungsbericht von Jana Böttcher gibt es hier: https://foerderverein-frauenrugby.com/projekte/drf-xv-pokal/drf-xv-pokal-spieltag1/

 

Für die nächsten Spieltage hoffen wir auf mindestens genauso viel Beteiligung – also am besten den Termin schon vormerken: 9.12. in der Division Ost. Alle weiteren Informationen erhalten Ihr zeitnah auf unserer Seite.

 

Zur Erinnerung: Die Idee zum DRF XV Pokal entstand auf dem DRFT, um auf das große Interesse der Regionen zu reagieren künftig (wieder) Teams für die Bundesliga zu stellen. Das Format soll Vereinen und Spielerinnen mit wenig 15er Erfahrung den Einstieg erleichtern und sowie Wettkampf auf Augenhöhe ermöglichen.

Ganz im Sinne der Ziele unseres Fördervereins soll die Förderung des 15er Rugby strukturell verankert werden.

Zusätzlich zum Auftakt-Lehrgang im August (wir berichteten) finden insgesamt 4 weitere Spieltage statt, die neben den praktischen Trainings auch Theorieeinheiten umfassen und jeweils durch ein Spiel gekrönt werden.

Nähere Informationen zum Konzept findet Ihr hier: https://foerdervereinfrauenrugby.files.wordpress.com/2017/11/drf-xv-pokal-konzept1.pdf

Geschlechtergerechtigkeit im Sport – unsere Überlegungen eine Woche nach dem Weltfrauentag

Der Verein zur Förderung des deutschen Frauenrugby e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Strukturen für Frauen in unserem Sport langfristig zu verbessern und diesen weiter bekannt zu machen. Dazu gehören nicht nur konkrete Maßnahmen, die wir fördern, sondern insbesondere auch eine Haltung, die wir verkörpern. Wir haben den Weltfrauentag zum Anlass genommen, über eine solche Haltung nachzudenken.

Der Internationale Tag der Frau ist nicht unumstritten. Da sich der Mythos der Gleichberechtigung beständig hält, wird seine Notwendigkeit regelmäßig gänzlich in Frage gestellt. Im Vergleich zu 1911, als Frauen zum ersten Mal den Weltfrauentag beschritten, um für ihr Wahlrecht zu kämpfen, hat sich zwar viel getan – die Ungleichbehandlung der Geschlechter hält jedoch an.

Die Annahme, Frauen seien in Deutschland gleichberechtigt entspricht leider nicht der Realität. Männer verdienen in Europa durchschnittlich 17 %, in Deutschland sogar 21 % mehr als Frauen[i]. Darüber hinaus zeigt eine Vielzahl an Studien, dass Gehälter in einer Branche sinken, wenn der Anteil der arbeitenden Frauen steigt[ii]. Deutlich anmaßender ist der Vorwurf, Frauen wollten nicht in Führungspositionen. Diese Position verleugnet, dass der Aufwand und die Hürden für Frauen weiterhin ungleich höher sind[iii]. Frauen müssen grundsätzlich erst einmal „beweisen“, dass sie etwas können, um als ausreichend qualifiziert zu gelten (oder sich als ausreichend qualifiziert zu fühlen).

Deutlich mehr Mädchen als Jungen gehen mit dem Abitur von der Schule, bei den Hochschulabsolvierenden herrscht noch Geschlechterparität, doch spätestens in Führungspositionen wird der Gender Gap deutlich sichtbar: nur knapp 23 % der Professor_innen sind und in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen sind gerade mal 8% Frauen vertreten (DIW).

Aber wie sieht es im Sport aus?

Five_finalists_of_women's_80_m_hs_(1936_Summer_Olympics)

Seit mittlerweile mehr als hundert Jahren nehmen Frauen an den Olympischen Spielen teil. Und seit der Jahrtausendwende wurden nun auch die letzten männlichen „Bastionen“ des Sports für Frauen geöffnet. Dazu gehörten u. a. Wrestling, Boxen und Skispringen. Wie absurd die Diskussionen teilweise verlaufen sind, versinnbildlicht die berühmte Aussage von Gian Franco Kasper, Präsident des Weltskiverbandes: ihm zufolge sollten Frauen nicht Skispringen, denn beim Aufprall zerreiße ihre Gebärmutter[iv].

Diskussionen um den Körper von Frauen sind eine Konstante im Sport. Der IOC hat in nicht allzu ferner Vergangenheit Frauen, die seinen sogenannten „Weiblichkeitsmaßstäben“ nicht entsprachen, unter Doping-Verdacht gestellt. Noch 1971 legte die Olympische Charta fest, dass Olympionikinnen sich einem „Weiblichkeitstest“ unterziehen mussten, der auch die entwürdigende physische Untersuchung der Geschlechtsorgane beinhaltete[v]. Erst 1999 wurde diese Verpflichtung aufgehoben – der Diskurs um die Weiblichkeit der Frau im Sport hält sich jedoch beständig und verläuft noch immer in absurden und teilweise respektlosen Formen. Bis heute werden Weiblichkeits-Standards, die eine Frau als solche klassifizieren, von vielen großen internationalen Sportverbänden, wie dem Internationalen Leichtathletik-Verband oder der FIFA, festgelegt[vi].

Die regelmäßigen und quasi jährlich wiederkehrenden Debatten darüber, was eine Frau ist oder nicht, was Frauen tun sollten und was nicht, und was ihrem Körper zuträglich ist, oder nicht, tragen zur Aufhebung von Rollenstereotypen nicht bei. Sie bestärken das Klischee von männer- und frauentypischen Sportarten, ohne rational nachvollziehbare Argumente. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass neue olympische Disziplinen mittlerweile automatisch für Frauen und Männer eingeführt werden, so wie auch das 7er Rugby, das seit Rio 2016 olympisch ist.

Team_USA_women's_rugby_sevens_vs._New_Zealand_(28255822073)

Mittlerweile sind fast die Hälfte aller Olympionik_innen weiblich[vii].  Ganz anders sieht es allerdings auf der Funktionärsebene aus: unter den Präsidenten bzw. Vize-Präsidenten des Internationalen olympischen Komitees (IOC) ist nicht eine einzige Frau, im gesamten 15-köpfigen Executive Board des IOC sind gerade einmal drei Frauen vertreten (einmal Schweden, zweimal USA).

Das IOC scheint das Problem erkannt zu haben. Am 08. März 2017 verdeutlicht es seine Bemühungen, „not just on having more women on the field of play at the Games. It is also pursuing the goal of increasing the number of women in decision-making bodies”[viii]. Bereits 1996 hat das IOC das Ziel für Nationale Olympische Komitees formuliert, mindestens 10 % Frauen bis 2001 und mindestens 20 % Frauen bis 2005 in Führungspositionen zu bringen.[ix] Eine Bestandsaufnahme von 2016 zeigt, dass derzeit gerade einmal 61 % der Nationalen Olympischen Komitees die 10 % – Quote erfüllen können[x].

Die deutsche Sportlandschaft passt sehr gut in das internationale Bild: Im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sind 40 % der Mitglieder Frauen. Im Vorstand des DOSB aber wiederum nur eine Frau (Dr. Karin Fehres) unter fünf Vorstandsmitgliedern, im Präsidium ist das Verhältnis drei Frauen zu sieben Männern. Wirklich erschreckend ist die Verteilung allerdings in der deutschen Sporthilfe. Unter 14 Mitgliedern im Stiftungsrat ist eine Frau, beide Vorstände sind Männer, im Gutachterausschuss sind zwei Frauen ggü. sieben Männern zu finden und unter 18 Mitgliedern im Aufsichtsrat sind gerade einmal drei Frauen.

Aber nicht nur strukturell sind Frauen unterrepräsentiert. Auch im aktiven Sport wird ihre Leistung schlechter vergütet. Laut einer BBC-Studie erhalten Frauen in 30 % aller Sportarten niedrigere Preisgelder. Am erschreckendsten sind die Unterschiede u. a. im Cricket, Golf, American Football oder Fußball: Frauen erhalten hier Preisgelder, die bei ca. 1 % von dem liegen, was Männer erhalten[xi]. Unter den 100 bestverdienensten Sportler_innen sind nach einer Erhebung des Forbes Magazine gerade einmal zwei Frauen: die Tennisspielerinnen Maria Sharapova an 26. und Serena Williams an 46. Stelle[xii].

Women-rugby-team-australia-1930s

Auch im Rugby gibt es eine eher diffuse Wahrnehmung von Frauen. Immer wieder meinen Kritiker, dass sei kein Sport für Frauen. Eine Begründung für diese Annahme kommt nur leider nicht ohne einen Rückfall auf Rollenklischees aus und erinnert an die „ästhetischen Gründe“ und „grundsätzlichen Erwägungen“, die für die Nicht-Existenz einer Fußball-Nationalmannschaft der Frauen vorgebracht wurden[xiii].

Unser Bild von Frauen im Sport wird noch immer von Männern gemacht. Als Beispiel dient ein Blick in die Besetzung der Sportredaktionen: Im ARD-Sportstudio beispielsweise finden sich neben sieben Moderatoren und 14 Reportern nur drei Moderatorinnen. Dieses Bild zieht sich durch: ein Großteil der Sportredakteur_innen sind männlich genauso wie fast alle Chefredakteure der Sportredaktionen großer Tageszeitungen.

Rugby-Spieler_innen verstehen sich hingegen gerne als tolerante, gemeinschaftsorientierte, solidarische und kollegiale Menschen. Dem können wir nur zustimmen.

Kategorisierungen von Rugby-Spielerinnen, die nichts mit ihrer Spielleistung zu tun haben gehören ebenso wenig in diese Haltung, wie Diskussionen und Kommentare in den Sozialen Medien, die sich mit der Hosenlänge, Frisur, Körperform, o. ä. der abgebildeten Spielerinnen befassen. Auch die Verallgemeinerungen wie „die Frauen“ oder „die Männer“ missachten, dass Sportlerinnen ebenso eine diverse und heterogene Gruppe sind wie Sportler und ganz unterschiedliche Interessen verfolgen können.

Rugby ermutigt Mädchen und Frauen ihre körperlichen Fähigkeiten auszutesten. Der spielerische Kampf und gleichzeitig die unbedingte Zusammenarbeit im Team sind wichtig für die persönliche Entwicklung. Dadurch trägt Rugby unserer Meinung nach zur Ausbildung von eigenständigen Menschen bei, die mit erhobenem Kopf durchs Leben gehen und lernen für Werte wie Respekt, Anerkennung und Akzeptanz von Diversität und einem menschlichen Miteinander, einzustehen.

2014_Women's_Rugby_World_Cup_136

Daher ist die Rugby-Gemeinschaft der perfekte Raum, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen, wie wir mit unterschiedlichen Menschen umgehen möchten und vor allem, ob die Reduktion von Sportler_innen auf Geschlechtszugehörigkeit wirklich sinnvoll ist. Wir würden uns wünschen, dass sich unser Sport national und international zu einem Vorbild in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit entwickelt. Das Potenzial haben wir.


 

 

[i] vgl. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/Dimension1/1_5_GenderPayGap.html

[ii] vgl. Fratzscher, Marcel, 2017, Noch immer in der Steinzeit; in: Zeit online, online unter http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-01/gesetz-lohngerechtigkeit-deutschland-frauen-maenner-diskriminierung-gleichstellung/komplettansicht

[iii] Frauen nehmen schlechtere Arbeitsbedingungen, eine schlechtere Bezahlung und weniger Aufstiegschanden oft aus familiären und persönlichen Gründen in Kauf. Es ist eher optionslos, als das es gewünscht wäre (vgl. Allmendiger, Jutta und Haarbrücker, Julia, 2013, Lebensentwürfe heute; in: WZB Discussion Paper).

[iv] vgl. Haeming, Anne, 2010: Dabei sein wäre alles; in: der Tagesspiegel, online unter: http://www.tagesspiegel.de/sport/frauen-skispringen-dabei-sein-waere-alles/1682000.html

[v] vgl. Gusmao de Oliviera, Nelma (2016): Hürdenlauf mit Hindernissen: Die Rolle von Frauen im Spitzensport, online unter: https://www.boell.de/de/2016/06/19/huerdenlauf-mit-hindernissen-die-rolle-von-frauen-im-spitzensport

[vi] vgl. taz „Eine Idee des 19. Jahrhunderts“, online unter: http://www.taz.de/!5201157/

[vii] Die Chance einer Frau bei den Olympischen Spielen teilzunehmen, hängt bis heute noch sehr von ihrer Nationalität ab. Vor allem in Entwicklungsländern und islamischen Staaten hat der Frauensport mit großen Problemen zu kämpfen. Staaten wie der Irak haben beispielsweise keine einzige Frau für die Olympischen Spiele nominiert  (vgl. http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/frauen-bei-olympia-100.html). 

[viii] https://www.olympic.org/news/international-women-s-day-overcoming-her-dles

[ix] https://www.olympic.org/news/women-in-olympic-governance

[x] vgl. Fact Sheet: Women in the Olympic Movement, online unter: https://stillmed.olympic.org/Documents/Reference_documents_Factsheets/Women_in_Olympic_Movement.pdf

[xi] vgl. Thompson, Anna und Lewis, Aimee, 2014,  Men get more prize money than women in 30% of sports; in: BBC Sports, online unter: http://www.bbc.com/sport/football/29744400

[xii] https://www.forbes.com/sites/kurtbadenhausen/2015/06/10/the-worlds-highest-paid-athletes-2015-behind-the-numbers/#2a98d06134ce).

[xiii] vgl. Wörner, Sabine und Holsten, Nina (2011): Frauenfußball – Zurück aus dem Abseits, online unter: http://www.bpb.de/apuz/33342/frauenfussball-zurueck-aus-dem-abseits?p=all#footnode23-23

„Ich liebe das Gedränge“ SUSE WORDAZ im Porträt

Seit wann spielst du und bei wie vielen Vereinen warst du schon aktiv?

Ich habe 1989 bei der Eintracht Frankfurt angefangen. Damals gab es hier noch keine Frauenmannschaft, deshalb habe ich bei Heusenstamm zusätzlich bei den Frauen gespielt. In Frankfurt war ich die einzige Frau im Training. Irgendwann kam Corinna dazu (Anm. der Redaktion: Corinna Völker, immer noch aktive Spielerin bei Eintracht Frankfurt). Dann habe ich beim TSV Handschuhsheim gespielt, bis ich dann jahrelang beim HRK als Spielerin aktiv war. 2007 fing ich in Heusenstamm bei Karen als Co-Trainerin an; seit 2010 bin ich nun die Trainerin der Frauen in Frankfurt und der Bundesliga –Spielgemeinschaft SG Rhein Main (Frankfurt/Mainz).

Als Trainerin habe ich auch Unterstützung von meinen Co-Trainern. Karen unterstützt mich bei der BL -Mannschaft und Amit unterstützt mich bei der Eintracht Frankfurt vor allem im 7er. Die BL-Mannschaft besteht ja aus zwei Teams: Frankfurt und Mainz. In der 7er Liga sind wir dann sozusagen Konkurrentinnen.

 

Wie kam es dazu, dass du in der ersten Nationalmannschaft der Frauen spielen durftest?

Ich wurde gleich in meinem ersten Spieljahr bei einem Turnier entdeckt. Das war großartig. Davor hatte ich nicht viel mit dem Sport zu tun.

Auch als ich vom TSV Handschuhsheim zum HRK gewechselt bin, spielte die Nationalmannschaft eine Rolle. Der TSV war eine Legionärsmannschaft, bestehend aus Spielerinnen verschiedener Vereine. Als die Mannschaft auseinanderbrach bin ich zusammen mit Corinna zum HRK gewechselt. Damals war Bärbel Glass dort die treibende Kraft für mich.

 

Welche Position hast du beim Rugby gespielt?

Zweite Reihe. Ich liebe das Gedränge. Das ist geil. Als Stürmer bist du beim Gedränge immer mittendrin. Und musst nicht so viel laufen (lacht).

Eine Zeitlang habe ich Nummer Acht gespielt. Eine Verletzung hat mich da aber rausgerissen. Ich habe mir einen Kreuzbandriss zugezogen und als ich wieder kam war die Position schon wieder besetzt. Wie das halt so ist…

 

Kannst du uns ganz spontan drei Worte nennen, die dir übers Rugby spielen einfallen?

Ach du Schande! Spontan .. (lacht) nach dem Spiel … schwierig

 

Nein, Suse, so kommst du uns nicht davon!

Kameradschaft, Spielfreude, Challenge. Rugby ist eine Challenge. Rugby bringt besondere Menschen zusammen.

 

Was macht die Menschen für dich beim Rugby so besonders?

Zu dieser Sportart kommt nicht jede, nicht jede bleibt bei dieser Sportart. Wer einmal dabei ist und Rugby liebt, wird Rugby für immer lieben. Rugby bedeutet für mich Respekt. Respekt vor der Sportart, Respekt vor der Mitspielerin, Respekt vor der Gegnerin: Das ist Rugby! Eine Lebenseinstellung .

 

Welche Menschen haben dich beim Rugby besonders inspiriert?

Die Mannschaft. Die Mitspielerinnen. Als Spielerin waren es immer meine Mitspielerinnen.

 

Und als Trainerin?

Meine Mannschaft.

 

Was würdest du jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben? Hast du da gute Tipps?

Sich keinen Kopf machen. Einfach raus und auf den Platz gehen. Wenn der Ball fällt, dann fällt er. Da sind noch 14 andere auf dem Platz, die ihn aufheben. Das ist Mannschaftssport. Kein Einzelsport.

 

Gibt es keine Voraussetzungen, die man braucht, um eine gute Rugbyspielerin zu werden?

Spaß! Der Spaß treibt voran. Und somit bringt der Spaß auch den Erfolg.

 

Was waren für dich Höhepunkte in deiner Rugbylaufbahn? Als Spielerin und als Trainerin.

Ich durfte 1989 beim allerersten Länderspiel von Deutschland gegen Schweden dabei sein. Das war definitiv einer meiner Höhepunkte. Auch mein letztes Spiel war toll. Da stand ich mit dem HRK auf dem Platz. Am 02.05.2010 gegen den SCN. Das Endspiel um die  deutsche Meisterschaft. Zum Glück war das Spiel schon recht früh entschieden.

Als Trainerin bin ich zufrieden, wenn meine Mannschaft bei einem Spiel das umsetzt, was wir im Training gemacht haben; wenn sie einfach das zeigen, was sie können.

 

Welche Menschen treiben das deutsche Frauenrugby voran

Alle, die etwas tun, treiben Frauenrugby voran. Die Frauen, die zwar nicht mehr spielen, aber immer noch dabei sind. Ein Beispiel dafür ist Bärbel Glass aus Heidelberg. Sie hat damals viel für das deutsche Frauenrugby gemacht. Aber auch aktive Spielerinnen wie Dr. Anne Marie Hofmann (1.Vorsitzende vom DRF) und sämtliche Trainer und Ehrenamtliche zähle ich dazu. Es ist wichtig, dass das Engagement aus unseren Reihen kommt.

 

Und was wünscht du dir für das deutsche Frauenrugby?

Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Frauen begeistern für das 15er Rugby; dass wir noch mehr Frauen in die Bundesliga holen. Ich wünsche mir auch, dass mehr Frauen nach ihrer aktiven Laufbahn weiter als Trainerinnen mit dabei sind. Ich finde, es sind trotz Steigerung noch zu wenige, die sich nach ihrer aktiven Laufbahn engagieren.  Wir brauchen unbedingt mehr Trainerinnen.

„Mit dem Rugby aufzuhören bricht mir das Herz“ NINJA DURI im Portrait

Der Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit von Frauen im deutschen Rugby zu erhöhen. Deswegen stellen wir euch in unserer „Portrait-Serie“ tolle und starke Frauen vor, die Rugby in Deutschland ein Gesicht gegeben haben.

Anlässlich ihres 27. Länderspiels – und leider auch ihrem letzten Rugby-Spiel – machen wir den Anfang mit Ninja Duri. Einen Tag nach dem Spiel gegen die British Army haben wir mit Ninja gesprochen:

Ninja, du bist super fit. Warum hörst du mit dem Rugbyspielen auf?

Im November 2016 wurde ein Bandscheibenvorfall bei mir festgestellt. Der erlaubt es mir leider nicht weiter zu machen.

Was wirst du am Rugbyspielen am Meisten vermissen?

Auf jeden Fall den Teamgeist, den unbeschreiblichen Teamspirit, dass man im Training vom Alltag abschalten kann, die Menschlichkeit, die Körperlichkeit, das harte Training, der Thrill auf dem Spielfeld. So vieles…

Das Tolle am Rugby ist, dass man dadurch überall Anschluss findet, egal in welchem Land. In England habe ich bei einer Herrenmannschaft mittrainiert, in Malta durfte ich mit einer Mannschaft gleich zu einem Vier-Länder-Turnier fahren. Das passiert dir nicht so leicht in anderen Sportarten. Du hast überall deine Rugbyfamilie.

Wie bist du damals, vor über zwanzig Jahren, zu diesem Sport gekommen?

Ich komme eigentlich aus der rhytmischen Sportgymnastik, so richtig klassischer Frauensport mit rotem Samtanzug. Wir waren eine Gruppe, welche zusätzlich noch Jazzgmynastik und zwei Leichtathletikdisziplinen zusammen trainiert hat. Unserer damaliger Trainer war gleichzeitig Herrentrainer der Rugbymannschaft in Geesthacht. Er wollte dann eine Jugendmannschaft gründen. Wir sind dann alle zum Rugby gegangen. So war die erste Frauenmannschaft bei den Geesthacht Harlekins geboren.

Außerdem war ich bis über beide Ohren total verknallt in einen der Herrenspieler und dachte, dass das Herantasten über den Vollkontaktsport ganz zuträglich ist. Dem war auch so…

In welchen Vereinen hast du bisher gespielt?

Geesthacht und St. Pauli. St. Pauli habe ich in Braunschweig auf einem Turnier getroffen und da kam der damalige Trainer Ralph Paukstat auf mich zu und fragte mich, ob ich bei Pauli spielen möchte.

Zwei Wochen später habe ich dann meine Tasche gepackt und bin zur Saarlandstraße gefahren. Zu Beginn habe ich 7er Rugby bei Geesthacht und 15er Rugby bei Pauli gespielt. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich intensiver Rugby spielen wollte und ab da habe dann nur noch für Pauli gespielt.

Auf welcher Position hast du angefangen?

Bei meinem ersten Spiel für Pauli stand ich mit zitternden, nervösen Knien auf der Ecke und habe auf den Ball meines Lebens erwartet. Es war eine großartige Zeit. Ich habe unglaublich gerne Ecke gespielt. Es ist eine tolle Position, weil man sich sehr intensiv in das spiel einbringen kann und wie beim 7er viele 1:1 Situationen hat. Entweder brillierst du oder du hast deine Chance verpasst. Das hat mich immer sehr gereizt an dem Sport.

Und welche Position hast du am liebsten gespielt?

Immer die, die bei mir auf dem Trikot stand.

Eben sagtest du, du hast bei deinem ersten Spiel auf den Ball deines Lebens gewartet. Was war denn DER Ball deines Lebens?

Was großartig war, war ein Meisterschaftsspiel gegen den SCN im Millerntor.Wir haben schon in der ersten Halbzeit hoch geführt. Es war ein hart umkämpftes Spiel vor großer Kulisse, es war richtig viel Remmidemmi im Stadion (für ein Frauenendspiel) und da konnte ich den Ball über die Verteidigung rüberchippen und habe daraus einen Versuch abgelegt. Das war schon echt cool.

Was war dein größter Sieg und was deine größte Niederlage?

Da fange ich lieber mit der bittersten Niederlage an. Das war 1999 an der Saarlandstraße vor 450 Zuschauern.Selbst mein damaliger Deutschlehrer ist zu diesem Spiel gekommen, viele Schulfreunde waren da, Bengalos wurden gezündet. Das Spiel war auf Augenhöhe und in der letzten Minute haben wir in der gegnerischen 22 den Ball aus dem Gedränge verloren. Der Gegner lief auf unser Malfeld zu und unsere Verteidigung hat aufgegeben. Sie hat die gegnerische Spielerin nicht daran gehindert unter den Malstangen abzulegen. So konnten die Gegner das Spiel mit der dadurch verwandelten Erhöhung für sich entscheiden. Das hat mich aber nur weiter bestärkt und mich gelehrt, dass man bei diesem Sport um jeden Meter kämpfen muss. Man darf nie aufgeben, weil es immer eine Chance gibt. Das hat mich schon sehr geprägt.

Dazu kam, dass Ralph Paukstat an diesem Spieltag auch als Trainer zurückgetreten ist. Das war doppelt emotional.

Und der größte Sieg?

Ach, das weiß ich nicht. Wir haben danach unheimlich viele tolle Meisterschaften gewonnen. Die 7er-EM in Hannover war großartig. In Dendermonde wurden wir Turniersieger. Das war auch richtig spitze. Dort wurde ich auch als Spielerin geehrt.

Du bist ein Idol für viele Rugbyfrauen in Deutschland. Hattest du ein Vorbild, als du angefangen hast Rugby zu spielen?

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich glaube, abgeleitet von meinem privaten Leben, gab es nie eine Person, sondern eher mehrere Menschen, die meinen Weg immer begleitet haben. Menschen, von denen ich mir Sachen abgeschaut habe. Das waren meist Trainer oder Mitspielerinnen. Um nur einige Namen zu nennen: Petra Drachenberg und Nicola Jörn, welche beide mit einer koninuerlichen Leistung jahrelang Mitspielerinnen von mir waren. Die beiden gehörten auf jeden Fall zu den Menschen, die mich geprägt haben. Darunter auch Frank Nagel, Ralph Paukstat und Jens Michau…Es gibt wirklich viele Menschen, die einen motiviert haben.

Was wirst du jetzt tun, sportlich?

Eine gute Frage. So viel Zeit hatte ich noch nicht darüber nachzudenken. Eigentlich wollte ich mein Abschiedsspiel mit Pauli machen, aber es ist aufgrund der Wetterbedingungen leider ausgefallen. Das ich jetzt das Länderspiel als Kapitänin ausführen durfte war natürlich großartig.

Das Einzige, was ich sicher sagen kann ist, dass mir das Ende meiner Rugbykarriere das Herz brechen wird.

Gibt es etwas, was du jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben kannst?

Rugby formt den Charakter. Du kommst als Spielerin immer wieder in die Situation, dass du unter starker körperlicher Belastung eine mannschaftsdienliche Entscheidung treffen musst, obwohl du weißt, dass es gleich richtig weh tun wird. Das ist anstrengend und fordert einen immer wieder heraus.

Was wünscht du dir für das deutsche Frauenrugby?

Ein Wunsch von mir für das deutsche Frauenrugby ist, dass wir uns nicht mehr damit beschäftigen müssen, ob Frauen- und Männerrugby gleichgestellt sind.

Ich wünsche mir Unterstützung von der breiten Masse, nicht nur die Unterstützung auf  der Vereinsebene.

Außerdem sollten professionelle Trainingsmöglichkeiten für die Spielerinnen angeboten werden, um auf ein Leistungsniveau zu kommen, mit dem die deutschen Rugbyfrauen um die vorderen Plätze einer EM spielen können.

Wirst du dem Rugbysport neben dem Feld erhalten bleiben?

Ich kann ja nichts anderes.

img_2147m